Alle Jahre wieder

Advent und Weihnachten – wie wird das werden im Jahr 2020!? Was wird möglich bleiben, wo müssen wir uns einschränken? Die Entwicklungen in den letzten Wochen brachten immer neue Veränderungen. Was immer noch kommen mag zum Schutz unserer Gesundheit, eines scheint klar: Wie «alle Jahre wieder» wird es dieses Jahr nicht, auch wenn es vielen vielleicht gerade jetzt wichtiger wäre als zuvor.

«Alle Jahre wieder» – was macht das für Sie aus? Was gehört für Sie in dieser Jahreszeit einfach dazu und darf auf keinen Fall fehlen? Ist es das gemeinsame Guetzli Backen? Oder der Bummel über den Weihnachtsmarkt? Wie wichtig ist das gemütliche Zusammensein mit Familie und Freunden? Oder ein Moment der Besinnung bei einem Konzert oder einer Weihnachtsfeier?
Was macht für Sie die Heilige Zeit aus? Was der einen fehlen mag, kann für den anderen wie eine Entlastung sein. Vielleicht gehören Sie zu den Leuten, die mit dem «alle Jahre wieder» ihre liebe Mühe haben; und irgendwie erleichtert sind, dass gewisse Verpflichtungen für einmal wegfallen.

So verschieden wir sind, wie «alle Jahre wieder» wird es dieses Jahr wohl nicht werden – wie immer sich die letzten Wochen dieses Jahres noch entwickeln. Ich sehe darin neben all dem, was verunsichert, sorgenvoll stimmt und Mühe macht, auch Hoffnungszeichen:
Die nächsten Wochen bis Weihnacht werden vermutlich eine andere Geschwindigkeit haben als sonst. Da manches nicht wie gewohnt möglich sein wird, kann ein Freiraum entstehen für die vermisste «besinnliche» Zeit. Was würde Ihnen da guttun? Ist es ein Abend mit stimmungsvoller Musik in der guten Stube, mit Klängen, bei denen einem warm ums Herz wird. Oder ein Spaziergang durch die Strassen mit den beleuchteten Christbäumen und Wohnungen, die an das Licht der Hoffnung erinnern? Oder wie wäre es mit einer Adventsgeschichte – in der sich etwas zum Besseren verändert, wo es niemand erwartet hätte. So wie viele in diesen Wochen hoffen und bangen.

Hoffnungszeichen braucht es mehr denn je, für uns selbst und für andere: Denn das Bangen und die «soziale Distanz» werden in dieser Zeit noch deutlicher spürbar sein als sonst in diesem schwierigen Jahr. Was können wir dagegensetzen? Wer würde sich beispielsweise über ein Zeichen freuen, das zeigt: «Du bist nicht vergessen»? Wer fällt Ihnen da ein? Wem könnten Sie in der Adventszeit noch eine Freude machen? Sei es eine Weihnachtskarte an eine Kollegin von früher; oder ein kleines Präsent über die Schwelle bei einem einsamen Nachbarn; oder ein Anruf bei jemandem, der damit sicher nicht rechnet, …

Ähnliche Hoffnungszeichen finden wir auch in der allerersten Weihnachtsgeschichte, mit der alles begann. Matthäus und Lukas erzählen in ihren Evangelien von der Geburt des göttlichen Kindes, die anders war, als man das einer jungen Familie wünsche würde. Und ziemlich anders war als das, was über die Jahrhunderte aus diesem Fest geworden ist. Die Weihnachtsgeschichte erzählt von Zeichen der Hoffnung: Menschen machen sich wie die drei Könige auf den Weg, auch wenn sie das Ziel noch nicht kennen. Sie vertrauen dem Leuchten des Sterns. Leute, die wenig zu hoffen hatten wie die Hirten, werden in der Christnacht freudig überrascht. Maria und Josef finden ein Dach über dem Kopf, eine Futterkrippe wird zur Wiege für den Messias. All das sind für mich Zeichen der Hoffnung:
Die bleiben gleich, alle Jahre wieder!

Pfarrer Frank Naumann
in: Editorial Dez.2020 im reformiert. der Kirchgmeinde Burgdorf

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind
Auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.

Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus,
Geht auf allen Wegen mit uns ein und aus.

Steht auch mir zur Seite still und unerkannt,
Daß es treu mich leite an der lieben Hand.

Friedrich Silcher