Danke und Amen

Die letzte Woche der Sommerschulferien hat erst begonnen. Was haben sie schon alles gebracht! Da kam die ersehnte Erholung oder die erhoffte Abwechslung. Endlich Zeit für gemütliches Sonnenbaden am Strand oder für den Adrenalinkick am Berg. Eine Zeit, in der die Uhren anders laufen. Wie haben Sie das erlebt? Gab es wirklich andere Zeiten oder war mehr los als sonst, da entweder noch mehr Einsatz gefordert war oder man das Ferienprogramm prall gefüllt hatte?

Ruhigere Tage könnten heilige Zeiten sein. Das ist zumindest die geniale Idee hinter dem Ruhegebot, das vor langer Zeit mit neun anderen in Stein gemeisselt wurde. Aber schon damals hat das nicht immer geklappt. Was mit der Ruhe alles anders wird, hat Hans Dieter Hüsch (1925 – 2005) in seinem Feriensegen beschrieben. Er war ein bekannter Kabarettist, dem nicht nur Politisches, sondern auch Spirituelles am Herzen lag.

Uns allen ist zu wünschen, solchen Segen oder zumindest Ähnliches zu erleben. Dass wir davon zehren können, wenn der Alltag uns wieder fest im Griff hat. Vielleicht ist es ja diesen Sommer schon möglich geworden. Wenn nicht, klappt es hoffentlich das nächste Mal:

 

„Im Übrigen meine ich

Dass Gott unser Herr

Uns einen grossen Sommer schenke

Den Familien einen Korb voll Ruhe

Und viele hoffnungsvolle Blicke auf Grün und Blau

Wiesen und Wasser und weiße Strände –

Leise Monate

Dass er das Geschrei aus der Welt nimmt

Und Stille verordnet

Dazu gehört dass er den Kriegern ihr Handwerk

Aus den Händen nimmt

Und denen die ohne Arbeit sind die Hoffnungslosigkeit

Und die Mächtigen nicht zu Mafiosi werden lässt

Alle können wir daran mittun und daran arbeiten

Dass das Leben langsamer verläuft

Dass die Welt alle Aufregung verliert

Und die Menschen sich länger ansehen können

Um sich zu sagen: Wir lieben euch!

Gott unser Herr möge diese Stille segnen

Möge diese Stille denen überall in die Ohren blasen

Die unsere Zeit noch schneller machen möchten

Und damit noch kürzer noch atemloser

Gott unser Herr wir bitten dich: Mach es!

Auf dass unser Herz wieder Luft schnappen kann

Unser Auge aufhört zu zappeln

Und unser Ohr wieder richtig hört

Und nicht alles vergisst

Denen die uns dies alles austreiben möchten

Möge Gott der Herr einen Blitz ins Gesäß jagen

Damit sie ihr unmenschliches Tun einsehen

Und die Menschen seines Wohlgefallens in Ruhe lassen

Im wahrhaftigsten Sinn dieses Wortes in Ruhe lassen

Und wir wollen unseren Herrgott abermals bitten

Dieses Ansinnen von uns überall zu segnen

Und weil es sein muss sofort und immerdar!

Danke und Amen.“ (Hans Dieter Hüsch)

 

Pfarrer Frank Naumann

in: Wort der Woche, d’Region, 32, 2018