aus dem Archiv: … Geschichten

Immer wieder ist in den letzten Woche zu hören und zu lesen, dass Geschichten zu erzählen wichtig ist. Das hat an mein erstes Editorial in Burgdorf erinnert. Hier kommt es:

… und Ihre Geschichten!?!

Gute konkrete Beispiele mag ich gerne. Weiss gar nicht mehr, wie oder wann das angefangen hat. Vielleicht, weil mir Eindruck gemacht hat, wie Jesus Geschichten erzählte. Die sprechen an: der verlorene Groschen zum Beispiel. Wer von uns hat nicht schon gesucht und gesucht und wusste bald nicht mehr, wo das Verlorene noch sein könnte. Seine Beispiele sind lebensnah, einleuchtend und einprägsam.

Irgendwann habe ich dann selbst angefangen, kurze Geschichten, Gedichte, Sprüche und dergleichen zu sammeln. Nicht nur für meine Arbeit – auch sonst im Alltag ist eine gute Geschichte eine feine Sache – Lebensweisheit zum Anfassen. Einige davon habe ich auch ins Internet gestellt. Wiederholt wurde ich z.B. auf die mit dem Titel „beim Coiffeur“ angesprochen. Doch lesen Sie selbst:

fn26

„Ein Mann sitzt beim Coiffeur, um sich die Haare schneiden und den Bart rasieren zu lassen. Während der Arbeit unterhalten sich die beiden angeregt über alles Mögliche, bis der Coiffeur verkündet: «Ich glaube nicht, dass Gott existiert.» «Warum sagen Sie so etwas?», fragt der Kunde. «Nun, Sie müssen nur mal auf die Strasse gehen, um zu sehen, dass es Gott nicht gibt. Wenn Gott existierte, würde es dann so viele kranke Menschen geben? Würden es ausgesetzte Kinder geben? Wenn Gott existierte, gäbe es weder Schmerz noch Armut. Ich kann mir keinen liebenden Gott vorstellen, der all diese Dinge erlaubt», antwortet der Coiffeur. Der Kunde denkt einen Moment nach, geht aber nicht auf die Argumente ein, denn die Arbeit ist fertig. Er bezahlt und verlässt den Laden.
Kurz darauf trifft er auf einen Mann mit langen, dreckigen Haaren und einem zerzausten Vollbart. Er sieht schmutzig und ungepflegt aus. Der Kunde geht zurück, betritt noch einmal den Salon und sagt zum Coiffeur: «Wissen Sie was? Es gibt keine Coiffeure!» «Warum sagen Sie so etwas?», fragt, dieser überrascht zurück. «ich bin hier, und ich bin ein Coiffeur Und ich habe Ihnen gerade noch die Haare geschnitten!» – «Nein», ruft der Kunde, «Coiffeure gibt es nicht! Denn wenn es sie gäbe, dann würden keine Menschen mit langen, dreckigen Haaren und einem ungepflegten Bart umherlaufen, wie dieser Mann dort draussen.» «Halt, halt, Sie interpretieren das völlig falsch! Natürlich gibt es uns Coiffeure! Das Problem ist, dass die Menschen nicht zu mir kommen!
«Genau richtig», erwidert der Kunde. «Das ist es! Gott gibt es auch. Das Problem ist, dass die Menschen nicht zu ihm kommen und sich von ihm mit Liebe für ihre Mitmenschen beschenken lassen. Das ist der Grund, warum es so viel Schmerz und Armut in der Welt gibt.»“

Auch wenn man dem unbekannten Autor nicht zustimmen mag, regt seine Geschichte dazu an, die eigene Meinung zu überdenken…

Welche sind denn Ihre Geschichten, Verse, Sprüche, wenn es um «Gott und die Welt» geht? Was spricht Sie an? Was bringt Sie weiter? Was tröstet, ermutigt,…?! Drum meine Bitte an Sie: Senden Sie mir Ihre Geschichten und Lebensweisheiten per Post oder Mail. Wenn Sie Lust haben, können darüber auch austauschen. In jedem Fall freue mich darauf, von Ihnen zu hören.

P.S: Zum verlorenen Groschen finden Sie ein Gedicht von Dorothee Sölle auf meiner Homepage 2xn.ch, auf der ich „Geschichten & mehr“ sammle.

Pfarrer Frank Naumann
in: Editorial Sept. 2013 im reformiert. der Kirchgmeinde Burgdorf