Wie hat mich das als Kind genervt: «Hast du auch Danke gesagt!?» Ich mag mich noch gut erinnern, dass mich manchmal etwas so überrascht hat, dass ich einfach keine Worte fand. Nicht einmal ein «Danke» kam über die Lippen. Aber das Gefühl war dar. Zum Beispiel bei einem völlig unerwarteten Geschenk. Andere Male kam das «Merci» wie von selbst und brachte zum Ausdruck, wie mir zu Mute war. Und es gab natürlich auch die Momente, wo es einfach dazu gehörte und eine Pflichtübung war. Als Kind weiss man ja recht schnell, wie das funktioniert.
Als Erwachsener entdeckte ich, was für eine Kraft im Dankbar sein steckt. Gewiss stärkt es das Miteinander. Und macht manches im alltäglichen Umgang leichter. So wie wir das schon als Kinder lernten. Doch vor allem macht es etwas mit mir! Es lässt mich anders mit dem umgehen, was ich erlebe. Wenn ich mir einen Moment Zeit nehme – und sei es nur ein Atemzug lang – und wahrnehme, was mir da gerade entgegenkommt und was es mit mir macht. Zum Beispiel ein kurzes Gespräch beim Einkaufen. Oder wenn mir etwas beim Arbeiten gelungen ist. Oder wenn eine Wanderung ohne Unfall oder Gewitter zu einem guten Ende kam. Was mache ich nach solchen Begebenheiten? Bin ich schon beim Nächsten oder gönne ich mir noch diesen Moment, um die Emotionen wahrzunehmen, die da sind. Natürlich sind das nicht immer Freude, Erleichterung oder Dankbarkeit. Doch ganz egal, was es ist. Das ernst zu nehmen, hilft mir, und dies wiederum macht mich dankbar.
Beim letzten Erzählcafé machte ich Dankbarkeit zum Thema. Die BewohnerInnen der Senevita fragte ich, wofür sie im Alltag dankbar sind. Die Antworten teile ich gerne mit Ihnen. Sicher entdecken Sie das eine oder andere, was auch Sie bewegt und dankbar sein lässt: Ich bin dankbar fürs Essen jeden Tag, und überhaupt fürs Leben und für die Gesundheit. Dass ich hier Unterstützung erhalte, wenn nötig. Guter Schlaf und dass ich jeden Morgen aufstehen kann, erfüllt mich mit Dank. Dass wir in Frieden leben, dass ich schon manche Gnade und gute Mächte erleben konnte. Ich bin dankbar für jede Gabe und die Sachen, die uns als Kinder mitgegeben wurden und uns noch heute begleiten. Auch für die Talente, die jede und jeder von uns hat. Mich macht dankbar, dass die Sonne immer wieder aufgeht und der Regen kommt. Musik erfüllt mich mit Dank und dass wir Gemeinschaft erleben können. Im Verlauf des Nachmittags wurden noch mehr Erfahrungen genannt. Sicher können Sie eigene Beispiele ergänzen: ich bin dankbar für…