Wie weiter nach Ostern!?

Eine meiner Lieblingsgeschichten im Evangelium gibt Antwort. Schon die ersten Jünger von Jesus haben sich gefragt: Wie weiter!? Auch sie hatten keine klare Antwort. Karfreitag und Ostern haben erst mal so ziemlich alles durcheinander gebracht. Da sie noch nicht weiter wissen, besinnen sie sich auf das, was sie können. Als Fischer gehen sie zurück an Ihre Netze. Petrus und die anderen sind wieder am See – als wäre nichts gewesen. Von all dem, was sie erfahren haben, fehlt jede Spur.

Hoffnung durch Ostern? Fehlanzeige! Sie sind zurück am Start mit leeren Händen. Im Spiel ist das ärgerlich – im Leben frustrierend. Petrus besinnt sich. „Eigentlich bin ich ja Fischer.“ Das ist noch nicht die Lösung. Aber das kann er. Damit fängt er erst einmal an.

„Wir kommen mit“, sagen die anderen. Als hätten die drauf gewartet, dass endlich einer den Anfang macht. Es geht wieder los, sie sind wieder gemeinsam unterwegs, da einer den Anfang macht.

Doch nach einer ganzen Nacht sind die Netze leer geblieben. Natürlich wissen sie, dass man nicht immer volle Netze hat. Aber gerade jetzt wäre das wichtig gewesen. Der kleine Funken von neuer Hoffnung ist weg. Der alte Zweifel macht sich wieder bemerkbar.

Genau in dem Moment geschieht das Unerwartete: „Macht weiter. Werft die Netze noch einmal aus. Gebt noch nicht auf.“ Einer, den sie noch nicht erkennen, spricht ihnen neuen Mut zu. Wider die Erfahrung wagen sie es. Und ihre Netze füllen sich. Unerwartet beginnt Ostern.

Da fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen. Es ist der Auferstandene, auch wenn sie ihn nicht gleich erkannt haben. Dort am Ufer – da ist ja Christus, und das Feuer brennt schon. Mit Brot und Fisch wird an jenem Morgen nicht nur der Hunger im Magen gesättigt. Auch die Seele erhält Nahrung. Weil Christus auferstanden ist. Das verändert Ostern. Immer wieder.

Wie weiter!? Gibt es im Leben nicht ähnliche Momente, wo nicht klar ist, wie es weitergeht? Wo man auf der Suche nach einem Weg oder nach dem Sinn ist. Aus dieser Ostergeschichte am See ist mir folgendes wichtig:

1. Gott ist da, auch wenn wir weder ihn noch den nächsten Wegabschnitt deutlich erkennen können.

2. Wir haben Fähigkeiten, auf die wir uns zurück besinnen können. Dazu kommt: wir sind nicht allein unterwegs, da sind immer auch andere – wer wagt den nächsten Schritt?

3. Beim nächsten Hindernis dranbleiben und nicht gleich wieder zurück ins alter Fahrwasser.

Das und mehr verändert Ostern! Wider alte Erfahrungen. Unerwartet. Immer wieder.

Pfarrer Frank Naumann
in: Wort der Woche, d’Region, KW 17, 2019