Er ist wieder da

Seit wenigen Tagen ist er wieder immer Einsatz. Alle Jahre wieder. Sein Auftrag beginnt mit Aschemittwoch und führt durch die Wochen bis Ostern. Seit etlichen Jahren wird er von den christlichen Hilfswerken auf den Weg geschickt. Für viele ist er zu einem Begleiter durch die Passionszeit geworden. Er bringt in Verbindung, was im schnelllebigen Alltag manchmal „unters Eis geht“: er erinnert an die Verbindungen zwischen Himmel und Erde, erzählt von Gott und der Welt. – Kennen Sie ihn!?

Es ist der Fastenkalender. Dieses Jahr trägt er den Titel: „Wege durchs Leben“. Schon die Titelseite macht glutschig, ihn zur Hand zu nehmen. Auf ihr sieht man vor einer sonnigen Alpenlandschaft einen traditionellen Rucksack zur Wanderung bereit. Blättert man weiter, ist der Kalender wie ein Wanderführer aufgebaut und bietet verschiedene Routen durch die Passionszeit an. Ursprünglich galten diese Wochen als Fastenzeit, um sich auf Ostern als Fest der Auferstehung vorzubereiten. Man wollte dem Beispiel von Jesus folgen, der 40 Tage in der Wüste fastete. Heute entdecken viele wieder, dass Fasten kein unfreiwilliges Verzichten ist. Vielmehr geht es darum, den Trott des Alltags zu durchbrechen und bewusster zu leben. Entsprechend findet sich gleich zu Beginn der Agenda eine Karte mit grundsätzlichen Routenvorschlägen: „ich möchte mehr…“ oder „ich möchte weniger…“ oder  „ich möchte manchmal / regelmässig…“.

Wahrscheinlich haben Sie jetzt spontan auch schon eine Idee, was das für Sie konkret heissen könnte: z.B. weniger vor dem Fernseher zu sitzen oder mehr Zeit mit Freunden zu verbringen oder regelmässiger Sport zu treiben. Wenn ja, dann zögern Sie nicht. Folgen Sie diesem Impuls!

Wenn Sie neugierig geworden sind, nehmen Sie den Fastenkalender doch einfach zur Hand. Sollte Sie keinen per Post erhalten haben, liegt er in vielen Kirchen auf.* Er bietet verschiedene konkrete Touren vor Ort und in der Welt. Zu meinen Favoriten gehört die Reise, die den eigenen Stärken auf der Spur ist. Diese Route ist wie ein Meditationsweg aufgebaut und orientiert sich an einem Baum als Symbol fürs Leben. Als erfahrener Reiseführer weist er auch auf Besonderheiten hin, die einem sonst entgehen würden. Eindrücklich ist für mich der Ausflug zu einer Kleinbauernfamilie im Kongo. Zu entdecken ist da, wie wenig es brauchte, um das Leben der Familie deutlich zu verbessern, mit den Worten des Bauern: „Die Kuh hat der Himmel geschickt.“

Pfarrer Frank Naumann

in: Wort der Woche, d’Region, KW 10, 2017

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